Marc Chagall (1887-1985) gilt als einer der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts.
Sein Stil war anfangs vom Fauvismus und Kubismus beeinflusst; erst danach kristallisierte sich sein ganz eigener Stil heraus, der unter anderem wichtig für den kommenden Surrealismus wurde.
Chagall fand in seiner Malerei zu einem eigenwilligen Symbolismus mit vielen traumhaften und phantastischen Elementen. Zeitlebens reflektierte Chagall seine jüdisch-orthodoxe Herkunft und Erinnerungen an Russland. Das familiäre Umfeld und sein Heimatort Witebsk sind wichtige Themen seiner Bilder. Das Irreale verkörpern Menschen und Häuser, die auf dem Kopf stehen, oder Tiere und Figuren, die frei durch den Raum zu schweben scheinen. Einige von Chagalls Werken erzählen von Ausgrenzung, Pogromen und dem Trauma der Verfolgung, aber auch vom Traum eines besseren Lebens.
Die Druckgrafik nimmt einen bedeutenden Platz in Chagalls Werk ein. Zu Chagalls berühmtesten Werken zählen seine Farblithografien zur Bibel, die zum Großteil in der Ausstellung zu sehen sind. 1930 bekam er von dem Pariser Verleger Ambroise Vollard den Auftrag, die Bibel zu illustrieren, wozu er eine Reise nach Ägypten, Syrien und Palästina unternahm.
Für Chagall war die Bibel eine der reichsten, poetischsten Quelle aller Zeiten. Seine Bibel-Lithografien gelten als Meisterwerke der Buchillustration und als dichterische Leistung.
In dieser Ausstellung sind Radierungen, Lithografien und Plakatentwürfe zu sehen, entstanden zwischen 1927 und 1975. Sie zeigen, dass Chagall ein unvergleichlicher, bilderschöpfender Maler-Poet war, der seiner explosiven Phantasie in all seinen Techniken und Schaffensphasen Raum gab.