Kant über das vermeinte Recht, aus Menschenliebe zu lügen

Mit Nachdruck vertritt Immanuel Kant in einem kleinen Aufsatz von 1797 die These, es sei nie erlaubt zu lügen – und zwar selbst dann nicht, wenn nur durch eine Lüge der Mord an einem Freund verhindert werden könnte.
Der Text wirft viele Probleme auf. Warum setzt sich Kant mit dem Fall auseinander, in dem nur eine Lüge den Freund retten kann? Wie ist das Beispiel im Detail konstruiert? Wie kommt Kant zu der erstaunlichen Behauptung, daß man überhaupt nie lügen darf? Wie begründet er diese Behauptung? Ist seine Argumentation stichhaltig? Und wie verhält sie sich zu seiner übrigen praktischen Philosophie? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt des Vortrags.

Jens Timmermann bekleidet den Lehrstuhl für Moralphilosophie an der Universität St. Andrews in Schottland. Nach dem Abitur am Mindener Besselgymnasium studierte er in Göttingen und Oxford Philosophie, Geschichte, Anglistik und klassische Philologie. Sein Buch "Kant and the Supposed Right to Lie" erschien kürzlich bei Cambridge University Press.