Ein Stück weit würde Hannes Wittmer die letzten drei Jahre seines Lebens gerne hinter sich lassen. Einen Schlussstrich ziehen, einfach weitergehen und nicht mehr zurückschauen. Aber natürlich trägt man alles, was man erlebt, immer mit sich herum, wie eine Narbe, die zwar irgendwann aufhört zu schmerzen, aber niemals aufhört, einen zu erinnern, egal, wohin die Reise geht.
Mit „Sag es allen Leuten“ hat Hannes Wittmer ein Album über Festgefahrenheit und Depression geschrieben, auf gesellschaftlicher wie auf persönlicher Ebene. Seine Songs waren schon immer nah und aufrichtig, aber dieses Album ist sicher sein persönlichstes. Es ist eine LP mit zwei Seiten: Eine übers Hineinrutschen, eine über die Befreiung. Es geht um Resignation und Trotz, Schwere und Leichtigkeit, und um die Frage, warum wir sind, wie wir sind, in dieser Zeit.
Hannes Wittmer lädt uns ein, einen ehrlichen Blick in uns selbst zu werfen, denn manche Schmerzen verschwinden eben nicht, solange man es nicht wagt, genau hinzusehen. Und auch Narben erinnern ja nicht nur an den Schmerz, sondern auch an die Fähigkeit zu Heilen. Hannes Wittmer hat noch viel vor – und mit diesen 10 neuen Songs macht er den ersten Schritt. Man folgt ihm nur allzu gern.