Feierstunde zum 760. Gründungsjahr des Lahder Klosters

Kirchen

Feierstunde zum 760. Gründungsjahr des Lahder Klosters

Termine


29.

Jun. 2025

10:30

Petershagen

Ev.-Luth. Kirche

An der Kirche 1, 32469 Petershagen

Infos

Wer heute durch das beschauliche Lahde spaziert, ahnt kaum, welch historische Tiefe sich hinter dem Straßennamen „Am Mönkegarten“ verbirgt. Vor genau 760 Jahren, im Jahr 1265, wurde hier das dominikanische Nonnenkloster gegründet – ein Ereignis, das nicht nur das geistliche Leben des Ortes, sondern auch die regionale Entwicklung nachhaltig prägte. Aus diesem Anlass laden die Interessengemeinschaft Heimatgeschichte in Zusammenarbeit mit der evangelische Kirchengemeinde Lahde am 29. Juni zu einem besonderen Festtag ein.

Der Tag beginnt mit einem Gottesdienst um 10:30 Uhr in der evangelischen Kirche, der dem Geist des früheren Klosterlebens gewidmet ist. Am Nachmittag folgt eine Feierstunde im Gemeindehaus mit einem Vortrag über die bewegte Geschichte des Klosters. Historische Urkunden und ein rekonstruierter Bildteppich, der einst von den Nonnen selbst gefertigt wurde, bieten faszinierende Einblicke in das mittelalterliche Leben in Lahde.

Was auf den ersten Blick wie ein lokales Ereignis erscheint, war tatsächlich Teil einer engen geistlichen Allianz zwischen Lahde und Minden – zwei Orte, die durch die Dominikaner tief miteinander verbunden waren. Die Geschichte des Klosters Lahde beginnt in einer Zeit des geistlichen Umbruchs. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts war das Verhältnis zwischen Kirche und Bevölkerung vielerorts zerrüttet. Während kirchliche Würdenträger im Überfluss lebten, litten viele Menschen unter wirtschaftlicher Not. Rebellionen wie der Aufstand der Stedinger Bauern im Jahr 1230 gegen den Bremer Erzbischof Gerhard II. waren Ausdruck dieser Spannungen.
Die Kirche erkannte den Reformbedarf und reagierte: Im Jahr 1215 gründete Dominikus de Gutzmann den nach ihm benannten Orden der Dominikaner – einen sogenannten Bettelorden, der bewusst auf Nähe zur Bevölkerung setzte. Die dominikanischen Prediger sollten mit Bildung und geistiger Tiefe Orientierung geben. Sie waren auf den Straßen und in den Stadträten präsent, begleiteten die Menschen im Alltag – und nahmen Anteil an ihrem Leben und Leiden.

Die Idee fand schnell Anklang. 1236 erreichten die ersten Dominikaner Minden, wo sie mit einer feierlichen Prozession empfangen wurden. Dort errichteten sie mit Hilfe der Familie von Beldersen das Kloster St. Pauli und wurden rasch zu gefragten Seelsorgern, Beratern und Wissenschaftlern.

Nur wenige Jahre später reifte der Wunsch nach einem Frauenkloster – ein Auftrag, den auch der Papst ausdrücklich unterstützte. Minden bot dafür nicht die nötige Abgeschiedenheit, doch das nahegelegene Lahde erwies sich als idealer Standort. Mit seiner Lage an der „Antiqua Via regia“, dem Patronatsrecht über die Lahder Kirche und einem geeigneten Gelände, bot der Ort alles, was das Klosterleben erforderte. Ob hiermit auch ein Zeichen gegen die Expansion des Klosters Loccum gesetzt werden sollte, bleibt Spekulation.

Entscheidend war das Engagement des Kirchenvogts Widekind III. vom Berge, dessen Schwager Otto von Hoya selbst Dominikaner war. „Hier rührte sich wieder die damalige Frömmigkeit und der Wunsch, mit guten Taten die eigene Sünde oder die der Vorfahren abzutragen“, heißt es rückblickend.

Am 11. Juni 1265 bestätigte der Mindener Bischof Kono die Gründung offiziell: „Der Priorin und den Schwestern des Predigerordens dauerhaft verliehen“ – so lautet der Eintrag in der Gründungsurkunde. Die Klostergemeinschaft in Lahde begann.
Doch die Blütezeit währte nur kurz. Nach 41 Jahren musste das Kloster aufgegeben werden. Konflikte mit Loccum, wirtschaftliche Verluste und Erbstreitigkeiten in der Stifterfamilie zwangen die Nonnen, Lahde zu verlassen. 1306 verkaufte der Orden die Klostergüter an die Zisterzienser aus Loccum. Die Schwestern fanden schließlich in Lemgo eine neue Heimat – an der dortigen St. Marienkirche.

Heute erinnern nur noch wenige Spuren an das einstige Kloster. Umso wertvoller ist der kunstvoll bestickte Bildteppich, in dem die Nonnen ihr Leben in Lahde festhielten – wie ein mittelalterliches „Tagebuch aus Nadel und Faden“. Sie berichten von Hoffnungen, Ängsten und der tiefen Sehnsucht nach einem friedlichen, gottgeweihten Leben.

Die Feierstunde am 29. Juni würdigt nicht nur ein bedeutendes Datum, sondern schlägt auch eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Wer sich für Regionalgeschichte, Glaubensleben und das dörfliche Miteinander im Hochmittelalter interessiert, ist herzlich eingeladen. Denn die Geschichte des Klosters Lahde ist mehr als ein Jubiläum – sie ist ein lebendiger Teil unserer kulturellen Identität.

Informationen zum Ticketkauf erhalten Sie direkt beim Veranstalter.

Für den Text und die Bilder dieser Veranstaltungsankündigung ist nicht die Redaktion des Mindener Tageblatts verantwortlich, sondern der Veranstalter.

Veranstaltungsort

Ev.-Luth. Kirche

An der Kirche 1

Petershagen 32469

Weitere Veranstaltungen an diesem Ort

Das könnte Sie auch interessieren

Alle in diesem Portal veröffentlichten Veranstaltungsdetails erfolgen ohne Gewähr. Eine Vielzahl der Veranstaltungen wird direkt von den Veranstaltern hinterlegt/gepflegt. Sollten Sie Rückfragen zu einzelnen Terminen haben, wenden Sie sich bitte direkt an die Veranstalter oder beachten Sie mögliche Hinweise auf der Website des Veranstalters bzw. der Veranstaltungsstätte.