Ich kann die Morgendämmerung der Freiheit sehen. Deshalb werde ich weiterkämpfen, auf die eine oder andere Weise. Diese Botschaft sandte eine junge Frau vor geraumer Zeit aus dem Iran nach Europa. Sie tat das unter falschem Namen und nutzte verschlungene Wege, um nicht entdeckt zu werden. Die BBC veröffentlichte ihre Worte nun. Ansonsten ist es still geworden um die Freiheitsbewegung im Iran, und von der Gewalt im Innern des Landes nimmt die Welt kaum noch Notiz.
Der Iran ist ein zutiefst gespaltenes Land. Auf der einen Seite steht die autoritäre Regierung, auf der anderen die Mehrheit der Bevölkerung, die sich gegen genau diese Regierung wehrt.
Um von der innenpolitischen Zerreißprobe abzulenken, kommt dem Regime der Krieg im Nahen Osten gerade recht. So bombt es sich gegenwärtig außenpolitisch zurück in die weltweite Wahrnehmung. Iranische Militärs beschießen Ziele in umliegenden Ländern Vergeltungsschläge für israelische Angriffe, heißt es dazu aus Teheran. Brandherde in der Region weiter anzufachen, passt perfekt in die Strategie des Regimes, sich als potenter Akteur darzustellen und eine drohende Eskalation des Nah-Ost-Krieges am Köcheln zu halten.
Wir möchten den Blick darum auf die Inhalte der Freiheitsbewegung im Iran richten, auf deren große Sehnsucht nach Freiheit und Frieden. Die Menschen wollen keine Reformen, sie wollen ein anderes Leben. Und ihre Bewegung lebt, allen Hinrichtungen, allen Verhaftungen, allen Folterungen zum Trotz.
In ihrer Lesung warten die beiden Schauspieler*innen Hanna Legatis und Martin Kunze mit frischen Eindrücken und tieferen Einblicken in die Situation im Iran auf und möchten Möglichkeiten aufzeigen, wie wir den Widerstand von hier aus unterstützen können. Das ist dringend nötig, für die Menschen im Iran selbst, aber auch international, um den ausschließlich militärischen Konzepten für eine Befriedung der Konflikte im Nahen Osten etwas entgegen zu setzen.
Gestaltet haben Hanna Legatis und Martin Kunze die Lesung im Auftrag von Kargah. Der Verein wurde vor über 40 Jahren von Exil-Iranerinnen und -Iranern gegründet und arbeitet heute international für Geflüchtete und interkulturelle Kommunikation.
Die Künstler*innen öffnen ein Fenster zu denjenigen, die gerade nicht gehört werden, weil sie vom Regime aus der öffentlichen Wahrnehmung entfernt wurden: Frauen und Männer, die in iranischen Haftanstalten eingesperrt sind als politische Gefangene. Tausende von ihnen sind schon seit Jahren hinter Gittern. In Portraits bringen die beiden Schauspieler ihrem Publikum das Leben dieser Frauen und Männer näher und erzählen damit viel über die Geschichte des Iran, über den Kampf und die Hoffnung der Menschen in ihrem Land.
Um uns aber nicht nur die dunkle Seite des Iran vor Augen zu führen, sind die Schauspieler*innen in die iranische Literatur eingetaucht. Deren Reichtum ist groß nicht umsonst wird der Iran schon immer als das Land der Poesie bezeichnet. Bereits der Titel Der helle Horizont - nimmt eine Hoffnung des berühmten iranischen Dichters Ahmad Shamlou auf.
So ist die Lesung eine künstlerische Komposition geworden aus Erzählungen, die schmerhaft sind, iranischen Gedichten von intensiver Schönheit und Musik.