Veranstalter: VHS Minden
Dozent: Dr. Frank Duwe
Caspar David Friedrich zählt zu den großen deutschen Künstlerpersönlichkeiten in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Sein zentrales Sujet ist die idealisierte Landschaft. In ihr spiegeln sich die menschlichen Lebenserfahrungen und -gefühle: Werden und Vergehen, diesseitige Zerrissenheit und jenseitige Erlösungsvision. Einzelne Details wie ferne felsig-vereiste Berggipfel, verstümmelte Eichen oder gotische Kirchenruinen werden durch Friedrich symbolisch überhöht und zum persönlichen Fokus einer Vergangenheitszugewandtheit. Mönche repräsentieren nicht selten eine vergangene mittelalterliche Zeit, in der der Mensch noch zwischen Glauben und Alltag seinen integrativen Platz hatte. Friedrichs Werk ist typisch für eine sich entwickelnde neue bürgerlich-industrielle Gesellschaft, die in der politischen Restauration gefangen ist, und in der die Persönlichkeitszerrissenheit des Einzelnen zu einer neuen Erfahrung wird. Im Gegensatz zu Goethe und den Klassizisten sucht er seinen künstlerischen Standpunkt jedoch nicht in den apollinischen Schönheitsidealen antiker Tempel, sondern in einer konservativ-rückwärtsgewandten Trauer um das Verlorene der Vergangenheit. In dieser Haltung „erfindet“ Friedrich seine romantische Malerei, die ihrerseits gestalterisch als durchaus progressiv beurteilt werden kann. Trotz aller Idealität sind Friedrichs Landschaften im Detail realistisch - zuweilen mit kompositorisch-abstrakten Elementen - gemalt, so dass er kunstgeschichtlich als der bedeutende Neubegründer der Landschaftsmalerei in Deutschland gelten kann.
Karten erhältlich an der Abendkasse.